Die Physiotherapie ist ein umfassender Begriff. Alle Behandlungen basieren auf den „Goldenen Regeln der Physiotherapie“ die folgendermaßen aufgebaut sind:

  1. Pain free
  2. Range of Motion
  3. Strength

Das erste Ziel muss sein den Patienten schmerzfrei zu bekommen. Dafür gibt es zahlreiche Methoden wie Kältetherapie, Lasertherapie, Strombehandlungen oder Massagen. Die Physiotherapie muss immer Hand in Hand mit der medizinischen Behandlung gehen. Physiotherapie darf niemals ohne vorangegangener medizinischen Abklärung oder Behandlung eingesetzt werden!

Als nächsten Schritt wird an der Rang of Motion, der Beweglichkeit gearbeitet. Die kann bei Pferden mit Boxenruhe bereits durch das gezielte passive Bewegen von einzelnen Gelenken erfolgen. Oft können längere Phasen von Boxenruhe aus medizinischen Gründen nicht vermieden werden. Gerade dann ist es wichtig, dass der Patient durch die Immobilisation keine Folgeschäden davonträgt. Gezielte Bewegungsübungen können dem Körper wichtigen Input geben um Knochenabbau vorzubeugen und den Sehnen die entsprechende Zugrichtung bieten.

Die Range of Motion (ROM) kann aber auch durch aktive  Bewegungsübungen (Karotten-Übungen) verbessert werden. Konsequentes Training kann dem Reiter so manchen Ärger ersparen und das Pferd kann mit mehr Leichtigkeit an die Arbeit herangehen. Zu den Bewegungsübungen zählen auch ausgewählte Stangenarbeit und Propriorezeptives-Training (Hufketten, Halsketten, usw.). Gerade zur Verbesserung der ROM verwende ich sehr gerne Kinesio-Tapes.

Der letzte aber sehr wichtige Schritt der Physiotherapie ist das Krafttraining. Ist der Patient schmerzfrei und kann sich wieder uneingeschränkt bewegen, wird am Erhalt dieses Zustandes gearbeitet. Ein korrekt bemuskelter Körper mit geschulten Rezeptoren ist bereit für (fast) alle Aufgaben. Die Wiederverletzungsgefahr wird deutlich vermindert. Das Krafttraining kann mit minimalen Gewichtsverlagerungs-Übungen beginnen, die auch ein Pferd (nach ärztlicher Absprache) in Boxenruhe ausführen kann. Je nach Anwendungsgebiet kann dies auch auf weichem Untergrund (Matratze oder Pölster) durchgeführt werden um den Effekt zu erhöhen. Kinesio-Tapes unterstützten den Muskelaufbau hervorragen. Gezielte Übungen könne auch in Kombination mit Muskelstimulation durchgeführt werden. Dabei werden einzelne Muskelgruppen direkt und effizient angesprochen. Das Equi-Core-System kann dem Pferd helfen in korrekter Position zu arbeiten. Gerade nach Kolik-Operationen kann der Bauchgurt dem Pferd einen wichtigen Anreiz geben, den Rücken aufzuwölben und wieder in Balance zu kommen. Studien mit Pulsmessungen haben gezeigt, dass das Equi-Core-System zu einer erhöhten Herzfrequenz führt. Das Pferd muss lernen in korrekter Form zu arbeiten und profitiert davon.

Die Golden Rules müssen stets beachtet werden wobei ich darauf hinweisen möchte, dass sie auch immer ineinander greifen. Jede Bewegung hat einen „schmerzlindernden“ Effekt und umgekehrt haben aber auch alle schmerzlindernden Maßnahmen bereits einen Einfluss auf die Beweglichkeit.